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Daseinsvorsorge 4.0 NAVIGATION IN DIGITALER UNÜBERSICHTLICHKEIT Über eine neue, ganz eigene Rolle der Kommunen
Die zunehmende Digitalisierung fordert von der kommunalen Selbstverwaltung die Übernahme einer neuen, ergänzenden Rolle der vertrauensbildenden Instanz. Sie muss Priorität auf digitale Ethik setzen und die sich damit stellenden Fragen ins öffentliche Bewusstsein rücken. Wie werden Digitalisierungsgewinne verteilt? Wie wird Teilhabe garantiert? Wie können Robustheit und Sicherheit, Selbstbestimmung und Datensouveränität gestärkt werden? Wie verändern bzw. erweitern sich die Aufgaben für den öffentlichen Bereich? Zentral ist: Nur eine Digitalisierung, die unser demokratisches Gemeinwesen stärkt und stützt, kann eine wünschenswerte sein.
Digitalisierung ist aktuell eine der stärksten verändernden Kräfte in Wirtschaft und Gesellschaft. Auch die öffentliche Verwaltung und die kommunale Welt ist zunehmend diesen globalen Vernetzungen und Wirkungen ausgesetzt. Digitalisierung bietet eine neue Qualität von Werkzeugen: Künstliche Intelligenz (KI), Augmented Reality (AR) und Cloud-Services, die radikal neuartige Lösungen ermöglichen (z.B. maschinelle Entscheidungsunterstützung, Chatbots, digitale Assistenten). Ebenso stellen sie uns durch ihre “Nebenwirkungen” vor ungeahnte Herausforderungen: fakeNews, vorurteilsbehaftete Algorithmen und wachsende Cyber-Kriminalität. Immer neue smarte Anwendungen breiten sich rasant im Alltag und Leben der Menschen aus und schaffen “digitale Räume”, die für uns nur schwer zu verstehen sind.
Die positiven Versprechen der Digitalisierung, wie mehr Beteiligung und Kooperation, mehr Sicherheit und Gesundheit, sind faszinierend aber nicht selbstverständlich und aus sich heraus förderlich für unser Gemeinwesen. Die Algorithmen und künstlichen Intelligenzen können Diagnosen verbessern und Leben retten. Sie können helfen, Kriminalität zu bekämpfen und Staus zu vermeiden. Sie sind aber genauso nützlich zur Überwachung, zur Preisoptimierung für Verkäufer und Hersteller, zum Cyberangriff. Ohne dass wir uns als Staat und Zivilgesellschaft um eine positive Digitalisierung bemühen, bleibt der größte Teil der digitalen Dividende bei einem kleinen Teil der Menschheit. Die sozialen und ökologischen Kosten hingegen zeigen die umgekehrte Tendenz.
Mit der Digitalisierung stellen sich somit neue Fragen, deren Antworten wir heute noch nicht kennen bzw. Fragen, die wir zum Teil nicht einmal eindeutig formulieren können. Diese Form von Unbestimmtheit ist neu und unbequem. Wie soll man regulieren, was man noch gar nicht (er-)kennt? Wie soll man gestalten, in einer volatilen, unübersichtlichen Welt? Und wer genau? Dafür gibt es keine sicheren und bewährten Antworten und Strategien. In dieser zunehmenden Unübersichtlichkeit erwächst dem öffentlichen Bereich eine neue, ergänzende Rolle: die des Navigators, der lokal/regional Orientierung bietet und Vertrauen herstellt. In neuen Formaten und auf unkonventionellen Wegen können die sich steigernden Erwartungen aus Bürgerschaft und Wirtschaft aufgefangen und konstruktiv balanciert werden, um die Interessen zwischen Zivilgesellschaft und kommerziellen Interessen auszugleichen. Es geht aber auch darum, die “digitalen Vorteile” (digitale Dividende) gerechter zu verteilen und so zur Verbesserung der demokratischen Infrastruktur, Sicherung von Bürgerzufriedenheit und Lebensqualität beizutragen.