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Danke re;publica19!_Was es in der Verwaltung zu tun gibt

Ein großes Danke an die die Macher und Mitwirkenden der re;publica19! Es waren fantastische Beiträge dabei, die hoffentlich lange nachhallen in Form von Gestaltung und Umsetzung in sehr notwendige kommunale Digitalisierungs-Strategien, politische und inhaltliche Diskurse, sowie notwendige Gesetzgebung für eine Digitalisierung, die das demokratische Gemeinwesen stärken.

Mein absolutes Highlight ist der Beitrag von Eben Moglen, Professor für Recht und Rechtsgeschichte, ehrenamtlicher Berater der Free Software Foundation und Gründer des Software Freedom Law Center. Er erläutert, wie die vermeintlich kostenlosen Dienste und Apps, die wir alle so gerne nutzen, der kostenlose Käse in der Mausefalle sind. Er führt auf sehr packende Weise aus, wie die Dienste und Apps, die wir konsumieren, am Ende uns konsumieren: In Wirklichkeit geht es um das Geschäft der Verhaltenssammler, die unser Verhalten beobachten, daraus über Maschinenlernen ein synoptisches Bild über menschliches Verhalten entwickeln, um sogleich neues Verhalten in uns zu initiieren. Per Definition ist diese Vorgehensweise gleichzusetzen mit einem Parasiten; im globalen Zusammenhang mit dem Wissen um jede Facette des menschlichen Verhaltens wird er aber vergleichbar mit dem, was bislang einer Gottheit zugeschrieben wurde.

Die Kosten hiervon sind der Verlust unserer Konzentrationsfähigkeit und -spanne, der Verlust der Fähigkeit, Gedanken zu halten, zu entwickeln und auf Qualität und Wahrheit zu prüfen, der Verlust der Fähigkeit zu lernen, der Verlust des Gefühls von Sinn.

Für die Maschine ist unsere Aufmerksamkeit nur ein Rohstoff, der monetarisiert werden kann. Für den Menschen als Wesen ist sie die Grundlage des Lernens, der Sinnempfindung, der Abwägung und Verantwortung, auch der mentalen Freiheit. Geht sie verloren, hat dies Auswirkungen auf politische Ansichten, Entscheidungen und die Demokratie.

Lösungsansätze liegen im Einsatz von strategisch sinnvollen Technologien, politischen und gesellschaftlichen Diskursen sowie der nötigen Gesetzgebung.

Konkrete Lösungsansätze, den Moglen vorschlägt, sind die Neutralität von Diensten im Netz, die nicht durch Zugang zu privaten Sphären bezahlt werden müssen, sowie die Regulierung der Verhaltenssammel-Industrie über die DSGVO hinaus, da die persönliche Zustimmung nicht ausreicht, um die Fehlentwicklungen zu korrigieren.

Laut Moglen drückt das Akronym tl;dr mit seinen ganzen 5 Zeichen die Krise des menschlichen Verstands sehr genau aus. Gesellschaftspolitisch muss das Ziel sein, die intellektuelle Entwicklung jeder einzelnen zu verbessern, und die Qualität des Denkens zu steigern.

Er schließt damit, dass wir eine moralische und ethische Verpflichtung haben, die Mausefalle mit dem kostenlosen Käse zu beseitigen. Die Politik ist darauf angewiesen, die Gesundheit unserer Demokratien, unsere Bildung, und nicht zuletzt die Freiheit unserer Enkel. Viel zu tun auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Die Zeit drängt.

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